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Evelina Cajacob

Ohne Titel, 2000 und 2014
Im Jahr 2000 wurde erstmals Evelina Cajacobs Installation Ohne Titel, 2000 in Trnava ausgestellt.
Für die Ausstellung B L A N K__S P A C E installierte die Künstlerin ihre Arbeit erneut.

Die leicht zerknitterte Struktur und der beim Abkühlen entstandene Faltenwurf erzeugen die Illusion, es handle sich um ein weiches Material, etwa Seide. Tatsächlich behandelt die Künstlerin das Papier teilweise wie Stoff, was stellenweise an feinen Nähten sichtbar wird.
Geht man jedoch näher an die Papierbahnen heran, so erkennt man, dass sie erstaunlich starr an ihrer Befestigung hängen und die Oberfläche des Wachsüberzugs mit seinen verbliebenen sichtbaren Tropfen einzigartig ist.
Spätestens wenn man einen Blick auf den Saum wirft, welcher, scheinbar in einer Bewegung erstarrt, gerafft ist, wird klar, dass es sich hierbei nicht um einen weichen Stoff handeln kann.

Das Werk entfaltet seinen ganzen Reiz als räumliches Objekt nur, wenn es von allen Seiten aus betrachtet wird. Von einem spitzen Winkel aus gesehen ist der Vorhang wie eine weiße Wand. Der Saum scheint über dem Boden zu schweben, was dem Werk eine eindrucksvolle Leichtigkeit verleiht. Bewegt sich der Betrachter jedoch an einer Seite entlang, bricht die Wand auf und die einzelnen Papierbahnen, aus denen der Vorhang besteht, werden erkennbar.
Allerdings zeigt sich aus dieser Perspektive auch, dass die Bahnen nicht so perfekt nebeneinander passen, wie es als Vorhang den Eindruck erweckte. Durch die unregelmäßigen Lücken zwischen den Papierstücken erscheinen diese auf eine eigenartige Weise auseinander gerissen.

Das Zusammenspiel mit der Umgebung verleiht dem Vorhang einen noch größeren Facettenreichtum. Zart durchbrechen Licht und Farben aus dem Hintergrund das transparente Material und lassen es leuchten. Ein leichter Luftzug erzeugt ein leises Knistern.
Von der schmalen Seite aus gesehen bildet der Vorhang eine Achse, einen Schnitt durch das Blickfeld. Doch in der Breite betrachtet zeigen die Papierbahnen, was dahinter verborgen liegt.
Der Vorhang verbindet und trennt den Raum gleichermaßen.
 
o.T, Ausstellungsansicht, Galerie m Bochum, 2014