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Ausstellungsinformationen

TIME IS ALWAYS NOW!
Lucinda Devlin, Thomas Florschuetz, Frank Höhle, Evelyn Hofer, Barbara Köhler, Lee Ufan, Melanie Manchot, Cork Marcheschi, Arnulf Rainer, Boris Savelev, Richard Serra, Ryszard Wasko
 
Vom 30. Juni bis zum 8. September ist in der Galerie m Bochum im Schlosspark Haus Weitmar die gattungsübergreifende Gruppenausstellung TIME IS ALWAYS NOW! zu sehen, die in ihrer Zusammenstellung eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Zeit zum Ausdruck bringt.
Zeit kann nicht mit den menschlichen Sinnen wahrgenommen werden, sie ist abstrakt, manche Philosophen bezweifeln gar ihre Realität. Sie entsteht erst durch kognitive Vorgänge und ist trotz alledem eine reale Eigenschaft der Umwelt. Von Menschen als nicht mehr wegzudenkende Orientierungshilfe geschaffen, hat sie auch in der Kunst vielschichtige Ausdrucksweise gefunden.

Die in der Galerie m zusammengeführten Kunstwerke etablierter sowie junger Künstler beschäftigen sich mit der Einzigartigkeit des Moments, der Vergänglichkeit, und gehen gleichsam der Visualisierung von Zeit nach. So veranschaulicht Ryszard Wasko in seinem Werk Four dimensional photography die Zeit mittels Fotografie – eine Fähigkeit, die ansonsten dem Video vorbehalten ist. Aus der Perspektive des Zeugen erblickt man Lucinda Devlins Lethal Injection Chamber in Mississippi aus der Serie The Omega Suites einen menschenleeren Hinrichtungsraum. Die Endlichkeit von (Lebens-) Zeit und Tod durch Fremdeinwirkung wird objektiv und ergreifend zugleich vor Augen geführt.
Melanie Manchots Fotografien aus der Serie Look at you loving me thematisieren das natürliche Altern. Auf einfühlsame, nicht bloßstellende Weise hat sie ihre nackte Mutter portraitiert und greift damit die Themen Zeit, Alter und Schönheit gleichsam als Prozess und Moment auf. Diesen Prozess visualisiert Ger van Elk wiederum in einer Mischung aus Fotografie, Gemälde und Video: in Holbein Adieu reflektiert der Künstler seine eigene Vergänglichkeit mittels Zitaten einer vergangenen Epoche. Gegenwärtigkeit der Vergänglichkeit, bzw. des Gestrigen spiegelt sich im wahrsten Sinne des Wortes in Barbara Köhlers Schriftzug "Ici c´est hier ist gestern" wider. Die Literatin hat für diese Ausstellung erneut ein mehrsprachiges Wortspiel geschaffen, das Zeit als Reflektion des Ortes als auch die Reflektion des Betrachters ermöglicht. Vergangenheit und Gegenwart durchdringen sich.
Auch bei François Morellets Objekt Interférences de barres parallèles ist die Interaktion des Betrachters von Bedeutung, um das statische Werk scheinbar in Bewegung zu setzen. Zeit und Ort korrespondieren nicht nur miteinander, sondern bedingen einander.
Auf der großformatigen Fotografie aus der Serie Palast von Thomas Florschuetz wird der Abriss des Berliner Palastes der Republik festgehalten. Es handelt sich hierbei um ein Zeitzeugnis, das ein historisches Wahrzeichen fotografisch festhält und zugleich das Ende einer Ära dokumentiert.
Die Existenz von Zeit im Universum wird durch die Malerei mit dem Titel Correspondance des Philosophen und Künstlers Lee Ufan deutlich. Ebenso bezieht sich Richard Serra in seiner Ölkreide-Zeichnung Garden Arc auf Zeit und Raum. Vor der überdimensionalen schwarzen Kreidefläche wird der Betrachter in diese scheinbar hineingezogen und nimmt Zeit und Raum verändert wahr.
Neben Arbeiten von Arnulf Rainer, u.a. dem sechsteiligen Automatenportrait, sowie einer zweiteiligen Arbeit Frank Höhles, auf denen auf unterschiedliche Weise Menschen in zeitlich offensichtlich aufeinander folgenden Fotografien zu sehen sind, bringt Cork Marcheschi mit seiner Infernal Machine Licht und Schall als weiteres Kompositum von Zeit zur Wirkung. Schaltet man die Höllenmaschine an, so wird Elektrizität sichtbar und ihre zerstörerische Kraft unmittelbar.
Die Ausstellung schließt mit Werken von Evelyn Hofer und Boris Savelev, die in ihrer Gegenüberstellung die unterschiedlichen Herangehensweisen beider Fotografen an ihre Arbeit verdeutlichen. Während Hofer mittels ihrer Großbildkamera in der gezeigten Landschaft, bzw. Stadtansicht die Ewigkeit zu bannen scheint, geht Savelev durch die Straßen der Welt, um den Moment festzuhalten. In seinen Aufnahmen kombiniert er außergewöhnliche Blickwinkel und besondere Lichtverhältnisse, was die Einzigartigkeit des Augenblicks unterstreicht.
Arnulf Rainer, o.T. Automatenportraits, August 1969
Cork Marcheschi, Infernal Machine, 1972
Evelyn Hofer, Pyrenées, Spanien 1963